
Ist doch nur eine Krippe
Eine nette Tradition diese Weihnachtskrippen! Die liebevolle Darstellung der Weihnachtsgeschichte mit teilweise aus biblischen Berichten entnommenen Figuren um Maria und Josef sorgt für Atmosphäre, findest Du nicht auch? Zusammen mit den Lichterketten, Weihnachtsmännern und Gebäck wird ja vielleicht sogar ein Weihnachtszauber daraus – Wäre ja schön!
So ganz traditionell korrekt scheint die Aufstellung der Figuren hier auf dem Denkendorfer Rathausplatz nicht zu sein. Recherchiert man zur richtigen Position der Figuren, also wer wo in der Krippe steht, findet man Hinweise dass die Hirten und der Ochse eigentlich auf die Seite Marias und die Weisen aus dem Morgenland auf die andere Seite gehören. Natürlich mit entsprechender Begründung dazu. Und dann liegt hier nicht einmal das Christkind in der Futterkrippe sondern eine Leuchtkugel. Aber das ist für die Atmosphäre ja eigentlich egal – ist doch nur eine Krippe. Oder?
Einen ganz anderen Blick auf die Krippe zeigt der Dichter Paul Gerhardt in seinem Text zum Lied „Ich steh an deiner Krippen hier“. In der Zeit nach dem verheerenden dreißigjährigen Krieg schreibt er davon, an der Krippe bei „Jesu, du mein Leben“ zu stehen. Dass Jesus „in tiefster Todesnacht“ für ihn „Licht, Leben, Freud und Wonne“ war. Das Lied ist irgendwie untypisch für unsere Weihnachtstradition. Es kommen keine ausschmückenden Figuren vor. Es dreht sich nur um den, der im Mittelpunkt der Krippe und dem Zentrum der Geschichte steht.
Was siehst Du in der Krippe? Eine hübsche aber eigentlich bedeutungslose Kulisse?
Paul Gerhardt hat mehr gesehen. Das ist in seinem Lied eindrucksvoll zu hören.
Eine großartige neue Version davon findest Du auf YouTube: https://youtu.be/VXTAh3uUsag